Die Global Union of Scientists for Peace ist eine neue Initiative zur Prävention von Terrorismus, Krieg und sozialer Gewalt. Dazu nutzt sie innovative und praxiserprobte Lösungen in den Bereichen Konfliktbewältigung, nationale Sicherheit und Weltfrieden.

Gründung und Aufgaben der GUSP

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ie Global Union of Scientists for Peace (GUSP) entstand aufgrund der gescheiterten Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Jahr 2005. Der Misserfolg der Diplomatie hatte den gefährlichen Hang der Politik deutlich gemacht, auf Waffen mit gewaltiger Zerstörungskraft zu setzen – Waffen, welche die Existenz nicht nur des Menschen, sondern alles Lebendigen auf diesem Planeten gefährden.

Von der Stagnation beim Atomwaffensperrvertrag alarmiert und enttäuscht, schlossen sich viele Konferenzteilnehmer zusammen und gründeten eine globale Gegeninitiative: die Global Union of Scientists for Peace. Im vollen Bewusstsein der Konsequenzen atomarer Waffen wollen die Mitglieder – darunter führende Wissenschaftler, Politiker und Entscheidungsträger – die Verbreitung von Atomwaffen beenden und alternativen, friedlichen Mitteln der Konfliktlösung den Vorzug geben. (Siehe GUSP-Direktoren.)

Heute ist die GUSP treibende Kraft in den internationalen Bemühungen zur Vermeidung von Terrorismus und Kriegen und zur Schaffung des Weltfriedens.

Die vier Ziele der GUSP sind:

  • Stopp der Verbreitung von Atomwaffen und anderer Massenvernichtungswaffen;
  • Reduzierung von Gewalt als Mittel der Konfliktlösung;
  • Verhinderung gesellschaftlicher Spannungen, die zu Terrorismus und sozialen Konflikten führen;
  • Erforschung und Förderung evidenzbasierter, gewaltloser Maßnahmen zur Konfliktvermeidung, Unterstützung der nationalen Sicherheit und Schaffung von Weltfrieden.

Historischer Hintergrund

Seit über sechzig Jahren warnen Wissenschaftler eindringlich vor den katastrophalen Auswirkungen thermonuklearer Kriege und fordern die Abschaffung dieser Waffen, welche die gesamte Welt vernichten können. Albert Einstein und Bertrand Russell initiierten den ersten Zusammenschluss bedeutender Wissenschaftler und Gelehrter und benannten diese existenzielle Bedrohung:

Das Russell-Einstein-Manifest (1955)

Die Gefahr nuklearer Vernichtung

»Angesichts der Tatsache, dass in einem künftigen Weltkrieg mit Sicherheit Kernwaffen benutzt werden und dass derartige Waffen das Fortbestehen der Menschheit bedrohen, fordern wir die Regierungen der Welt mit Nachdruck auf, zu erkennen und öffentlich einzugestehen, dass sie ihre Ziele nicht durch einen Weltkrieg erreichen können, und fordern sie auf, friedliche Mittel zu finden, um alle Streitigkeiten untereinander zu schlichten.«

Die Pugwash-Konferenz 1982

Die ultimative Krise

»Die Welt steuert weiter in einem immer schneller werdenden Tempo auf die finale Krise zu, von der es kein Zurück mehr geben wird. Solange in den Arsenalen Nuklearwaffen lagern und die Zahl der Länder, die Atomwaffen besitzen, immer größer zu werden droht, weil es keine effektiveren weltweiten Atomwaffenbegrenzungsvereinbarungen gibt, stehen wir weiterhin an der Schwelle zur globalen Katastrophe stehen.«

Union of Concerned Scientists, 2002

Die Sinnlosigkeit von Raketenabwehrsystemen

»Raketenabwehrsysteme sind keine Antwort auf die größeren Bedrohungen unserer Zeit. Für Entwicklungsländer ist es uninteressant, Langstreckenraketen einzusetzen. Andere Methoden sind kostengünstiger, zuverlässiger, schwerer zu orten und können größere Sprengladungen genauer platzieren als Langstreckenraketen. Der aggressive Umgang mit der ungeheuren, atomaren Leistungsfähigkeit der Vereinigten Staaten schenkt uns nicht mehr Sicherheit, sondern vergrößert die Gefahren nur noch mehr.«

Pugwash-Konferenz 2004

Drohender Atomterror

»Angesichts der realen Möglichkeit, dass Terroristen Atomwaffen erwerben und einsetzen könnten, um Hunderte unschuldiger Menschen zu töten, ist es dringlicher denn je, der Bedrohung, die von Atomwaffen ausgeht, ein Ende zu setzen.«

Die Bedrohung hält an

Seit Russell/Einstein haben viele führende Wissenschaftler und wissenschaftliche Verbände beharrlich vor den besorgniserregenden Gefahren für die Menschheit durch Atomwaffen gewarnt. Doch trotz dieser ständigen Warnungen vergrößern und modernisieren Atomstaaten weiterhin ihr tödliches Arsenal. Einige haben destabilisierende Kriegswaffen wie die atomare bunkerbrechende Waffe »bunker buster« entwickelt, welche die Grenze zwischen konventionellen Waffen und Atomwaffen verschwimmen lassen und dadurch die Wahrscheinlichkeit eines atomaren Erstschlags erhöhen. Zur Verteidigung sind heute auch viele Nicht-Atomstaaten darauf bedacht, ihr eigenes Atompotential zu entwickeln.

Die historische Motivation, diesen atomaren Weg zu gehen, war ursprünglich die, dass es keine sichere Abschirmung gegen einen Atomschlag gebe und die einzig praktikable Verteidigung folglich der Besitz eines eigenen Atomwaffenarsenals sei, das eine glaubwürdige Bedrohung durch vernichtenden atomaren Gegenschlag darstelle.

Diese Verteidigungsstrategie auf der Grundlage tödlicher Vergeltung – auch bekannt als »gegenseitig zugesicherte Vernichtung« – hat zu einem gefährlichen globalen Atompatt geführt. In der Geschichte sind zahlreiche Vorfälle bekannt, wo eskalierende Spannungen beinahe einen verheerenden Atomkrieg ausgelöst haben. Ereignisse in jüngster Zeit zeigen auch, welche Bedrohung von einem einzigen instabilen Herrscher mit Zugang zu Atomwaffen ausgehen kann.

Wir brauchen einen neuen Ansatz

Durch die sich verändernde geopolitische Landschaft und die Entstehung terroristischer Nationalstaaten ist die Strategie atomarer Abschreckung kaum noch wirksam und zeitgemäß. Die Bedrohung durch nukleare Vergeltung schreckt weder Terroristen und Selbstmordattentäter ab, die bereit sind, ihr eigenes Leben zu opfern, um bei ihren politischen und religiösen Feinden Schaden anzurichten, noch terroristische Vereinigungen, die kein eigenes Hoheitsgebiet besitzen, das als Ziel für einen Vergeltungsschlag dienen könnte.

Heute ist jedes Land angreifbar. Selbst die mächtigsten Nationen werden Opfer eskalierender Terroranschläge. Konventionelle Militärtaktiken sind offensichtlich ungeeignet und können solche Angriffe nicht verhindern. Diplomatische Bemühungen sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. In einer Welt, die durch tief verwurzelte Feindseligkeiten und regionale Spannungen zerrissenen ist, sind Kompromisse und diplomatische Lösungen nur von kurzer Dauer. Mühsam verhandelte Vereinbarungen und Waffenstillstandsabkommen bringen meist nur vorübergehende Erleichterung. Papierene Verträge zwischen rivalisierenden Gruppen haben sich als viel zu brüchig für dauerhaften Frieden erwiesen.

Offensichtlich bedarf es eines grundsätzlich neuen Ansatzes. Die wissenschaftliche Forschung lässt immer klarer erkennen: Traditionelle Methoden zur Konfliktlösung und Konfliktvermeidung versagen meist, weil sie sich nicht mit den zugrunde liegenden Ursachen von Gewalt und sozialen Konflikten befassen. Sie lösen nicht die akuten politischen, ethnischen und religiösen Spannungen, in deren Folge Terrorismus und gewaltsame Auseinandersetzungen entstehen. Damit diplomatische Bemühungen und andere konventionelle Methoden greifen können, brauchen wir zuerst eine wirksame Methode, tiefsitzende Spannungen aufzulösen – eine Methode, die das Überkochen gesellschaftlicher Spannungen verhindern kann.

Erfreulicherweise existieren bereits solche innovativen und effektiven Ansätze zur Verteidigung und Konfliktvermeidung, die in wesentlichen Punkten bessere Erfolge vorweisen können als konventionelle Wege zu Sicherheit und Frieden. Diese innovativen, evidenzbasierten Lösungsansätze sind heute der Hauptschwerpunkt der GUSP und werden unter »Entschärfung globaler Krisen« näher erläutert.